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Regionale Banken und Fintechs diskutierten Auswirkungen der Digitalisierung im Finanzsektor am Runden Tisch im Rahmen der Forschungs-Profillinie „Digitale Gesellschaft – Innovation – Regulierung“

Neben dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld und der weiter zunehmenden Regulatorik ist die fortschreitende Digitalisierung ein beherrschendes Thema bei Banken und Sparkassen. Am 14.06.2018 trafen sich Vertreter von regionalen Instituten zu einem Runden Tisch, um gemeinsam mit Fintech-Vertretern und Mitgliedern der Profillinie „Digitale Gesellschaft – Innovation – Regulierung“ der Universität Osnabrück über die Herausforderungen und Auswirkungen der Digitalisierung speziell für kleinere regionale Banken zu diskutieren. Organisiert wurde der Runde Tisch von Prof. Dr. Valeriya Dinger und Prof. Dr. Peter Grundke vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften.

Die Vortragenden sind hier auf einem Foto zu sehen.

Von links nach rechts: Andreas Franke (Loanboox Deutschland), Prof. Dr. Peter Grundke (Universität Osnabrück), Nancy Plaßmann (Sparkasse Osnabrück), Heiko Engelhard (Volksbank Osnabrück), Dr. Olaf Zeitnitz (VisualVest), Prof. Dr. Valeriya Dinger (Universität Osnabrück) (Foto: Privat)

Nach der Eröffnung des Runden Tisches durch den Vizepräsidenten für Hochschulentwicklung und Strategie, Prof. Dr. Thomas Bals, fanden zunächst je zwei Impulsvorträge von Institutsvertretern und Vertretern von Fintechs statt. Als Fintech werden Unternehmen bezeichnet, die einzelne Finanzdienstleistungen technologiegestützt anbieten und somit in Konkurrenz zu etablierten Finanzinstituten stehen.

Den Auftakt machte Frau Nancy Plaßmann, die zum Oktober 2018 in den Vorstand der Sparkasse Osnabrück berufen wurde. In ihrem Impulsvortrag „Digital versus regional“ hob sie hervor, dass die Schwächen der Fintechs, wie fehlende Marktnähe, fehlende Bekanntheit und fehlendes Vertrauen der Kunden, zugleich die Stärken der regionalen Banken, wie Sparkassen und Volksbanken seien, und daher eine Kooperation von Fintechs und Instituten für beide Seiten sinnvoll sein kann. Die Institute profitierten hierbei von der Innovationskraft und Agilität der Fintechs.

Im zweiten Impulsvortrag zum Thema „Vorteile der digitalisierten Kreditvergabe“ stellte Herr Andreas Franke, Geschäftsführer von Loanboox Deutschland, die Fintech-Idee einer unabhängigen Geld- und Kapitalmarkt-Plattform für Städte und Gemeinden als Kreditsuchende und Banken und institutionelle Anleger als Kreditgeber vor. Für Städte und Gemeinden, die einen Kassen- oder Investitionskredit aufnehmen möchten, bestehe der Vorteil, dass sie sehr schnell und transparent Vergleichsangebote erhalten. Als Nutzen für die kreditgebenden Instituten hob Herr Franke Einsparpotenziale durch kürzere Bearbeitungszeiten sowie bessere Möglichkeiten zur Diversifikation des Portfolios von Kommunalkrediten hervor.

Im anschließenden Impulsvortrag „Vom analogen zum digitalen Ökosystem – die Stärken der Regionalbanken neu definieren“ nahm Herr Heiko Engelhard, Vorstand der Volksbank Osnabrück, wieder die Sichtweise der Institute ein. Herr Engelhard betonte, dass zumindest langfristig angelegte Finanzprodukte, beispielsweise aus dem Bereich der Altersvorsorge oder des Vermögensaufbaus, so genannte Vertrauensgüter seien und regionale Banken nach wie vor einen Vertrauensvorsprung gegenüber Fintechs oder auch großen Internetfirmen, wie Google oder Facebook, besäßen. Dieser Vertrauensvorsprung müsse genutzt und erhalten werden. Gleichzeitig wurde auch in diesem Impulsvortrag herausgestellt, dass regionale Banken und Fintechs ideale Kooperationspartner seien, weil der gegenwärtige Schwerpunkt der Fintechs im Angebot von Erfahrungsgütern läge, bei denen, anders als bei Vertrauensgütern, die Qualität sich beim zeitnahen Konsum der Güter erschließe (z. B. Zahlungsverkehrsdienstleistungen).

Abgeschlossen wurde die Reihe der Impulsvorträge von Herrn Dr. Olaf Zeitnitz, Geschäftsführer des Fintechs und zugleich Union Investment Tochter VisualVest, der zum Thema „VisualVest: Robo Advisor B2C and B2B Geschäftsmodelle und Hybrid-Einsatz der Technologie als Digitalassistent für Bankberater“ sprach. In seinem Vortrag erläuterte Herr Dr. Zeitnitz, dass ein RoboAdvisor, also die algorithmen- und technologiebasierte Anlageberatung und Vermögensverwaltung, vor allem auch im direkten Kundengespräch durch die Institute eingesetzt werden könne. Durch einen derartigen Hybridansatz würden das Kundengespräch strukturiert, Fehlerquellen minimiert und Dokumentationspflichten automatisch erfüllt werden. Als wesentliche Hindernisse für einen umfangreichen Einsatz von RoboAdvisors sah Herr Dr. Zeitnitz das aktuell noch fehlende Kundenvertrauen sowie fehlendes Know-how der Kunden zur Funktionsweise von RoboAdvisors.

Im Anschluss an die Impulsvorträge entwickelte sich eine intensive Diskussion zwischen den Teilnehmern des Runden Tisches. Hierbei wurde zum einen betont, dass Digitalisierung nicht nur die Produktpalette von Instituten (und möglichen Konkurrenten) beträfe, sondern selbstverständlich auch die institutsinternen Prozesse beeinflusse. Hier müssten die Möglichkeiten der Digitalisierung besser genutzt werden, um Kosten zu sparen und damit die eigene Wettbewerbsposition zu verbessern. Zum anderen wurde darüber diskutiert, welche Herausforderungen bei der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten in einzelnen Häusern und auf Verbandsebene bestehen.

„Wir denken, dass der Runde Tisch gezeigt hat, dass für die Institute die Zeit drängt, um auf die Herausforderungen zu reagieren, die durch die zunehmende Konkurrenz von Fintechs und großen Internetfirmen entstehen, und dass hierfür erhebliche Anstrengungen erforderlich sein werden“ resümierten die Organisatoren der Veranstaltung, Prof. Dr. Valeriya Dinger und Prof. Dr. Peter Grundke.

 

Weitere Informationen für die Redaktionen: 
Prof. Dr. Valeriya Dinger, Universität Osnabrück,
Fachbereich Wirtschaftswissenschaften,
Fachgebiet Makroökonomik,
Tel.: +49 541 969-3398,
E-Mail: valeriya.dinger@uni-osnabrueck.de

und

Prof. Dr. Peter Grundke, Universität Osnabrück,
Fachbereich Wirtschaftswissenschaften,
Fachgebiet Banken und Finanzierung,
Tel.: +49 541 969-4720,
E-Mail: peter.grundke@uni-osnabrueck.de